Der Begriff RESILIENZ stammt aus der Materialforschung und beschreibt die Eigenschaft eines Materials, nach einer Belastung wieder in den Ausgangszustand zurückzukehren.
Wie hoch die Belastung sein darf, erfährt ein Materialforscher im praktischen Test, nämlich dann, wenn das Material bricht...
Es ist schon erstaunlich, wie eifrig unter Personal-Fachleuten der Begriff RESILIENZ traktiert wird, als handele es sich um eine neuen Forschungszweig - etwa HUMANMATERIAL-Forschung?
Als systemischer Coach werde ich zunehmend mit Anzeichen von Überforderung bei meinen Klienten konfrontiert. Und es entsteht für mich die Frage , wodurch ein Klient unterscheiden kann, ob seine RESILIENZ in verschiedenen Bereichen von Identität über Fähigkeiten bis zur Wahrnehmung nachhaltig ausgeprägt ist, oder ob er unter täglichem Kraftaufwand eine Anpassungsleistung erbringt, die zunehmend eine Verleugnung individueller Bedürfnisse erfordert.
Nach meiner Erfahrung ist es nämlich kaum möglich, zwischen „der“ RESILIENZ und Selbstunterdrückung zu unterscheiden, denn Rahmenbedingungen und Belastungen in den jeweiligen Ebenen menschlichen Handelns können rasch wechseln und selbst eine Führungskraft mit hohem RESILIENZ-FAKTOR aus dem Gleichgewicht bringen.
- Dient also die ganze Diskussion um RESILIENZ eher einer Verschleierung von zunehmenden Ungleichgewichten? Ein Ablenkungsmanöver von tatsächlich vorhandenem Stress, dramatisch steigenden Krankenständen und kaum noch zu bezahlenden Reha-Kuren nach Infarkten und Burnout?
Viele Stressfaktoren am Arbeitsplatz lassen sich eben nicht dadurch beseitigen, dass sie im RESILIENZ-Bild vom Stehaufmännchen versteckt werden.
RESILIENZ - Coaching kann also nach meiner Auffassung nur erfolgreich sein, wenn folgende Schritte eingehalten werden:
1. Austesten von tatsächlich vorhandenen Stressfaktoren
2. Thematisieren von Stress-auslösenden Faktoren im komplexen Arbeitsumfeld
3. Ganzheitliches Coaching zum Stressausgleich u n d Erschließung und Stärkung von
Ressourcen zum Umgang mit Stress
|
|
|